Einzugsgebiet der oder

Die Oder ist 854 km lang und ist der 13. größte Fluss in Europa. Da sie im Mittelpunkt Europas liegt, ist sie eine wichtige Wasserstraße, welche die Einzugsgebiete von Westeuropa mit den Einzugsgebieten von Osteuropa durch ein System von Kanälen verbindet.

Auf einem kurzen Abschnitt im oberen Lauf bildet die Oder die Grenze zwischen Polen und der Tschechischen Republik und im unteren Lauf wird sie zum deutsch-polnischen Grenzfluss.

Die Oderquellen befinden sich im Odergebirge (östlicher Sudetenteil) in einer Höhe von 633 m ü. M., in der Nähe der Ortschafft Kozlov in der Tschechischen Republik. Die in den Sudeten entspringende Oder fließt durch die Mährische Pforte in die tiefer gelegenen Gebiete. Hier durchschneidet sie das Schlesische Tiefland, weiter das Großpolnische Tiefland, das Lebuser Land und Westpommern. Bevor sie über das Stettiner Haff in die Ostsee mündet, teilt sie sich noch in zwei Arme: die Westoder und die Ostoder.

Die größten Städte an der Oder sind: Ostrau (Ostrava) in der Tschechischen Republik, Oppeln (Opole), Breslau (Wrocław) und Stettin (Szczecin) in Polen sowie Frankfurt/O. in Deutschland.

Das Einzugsgebiet der Oder ist asymmetrisch, d.h., die Anzahl der linksseitigen Zuflüsse ist größer als die Anzahl der rechtsseitigen Zuflüsse. Die linksseitigen Zuflüsse wie die Oppa, die Glatzer Neiße, der Bober und die Lausitzer Neiße entspringen in den Sudeten. Unter den rechtsseitigen Zuflüssen zeichnet sich die Warthe als wasserreichster und längster Zufluss der Oder aus.

Naturschutz

Die Oder entlang treten Naturkomplexe auf, die sich in einem naturnahen Zustand erhalten haben. Der Fluss ist reich an Altarmen, feuchten Wiesen und Auenwäldern, was ihn im Vergleich mit anderen Strömen Europas einzigartig macht. In diesen wertvollen Gebieten mit märchenhaften Landschaften finden viele seltene und geschützte Pflanzen und Tiere wie der Adler, der Biber oder der Reiher Unterschlupf. In den Oder-Gewässern kommen zahlreiche und verschiedene Fischarten vor.

Infolge der historischen Wandlungen, vor allem der Entwicklung der Forst- und Landwirtschaft, kam es jedoch auch hier zu Veränderungen in der Umwelt, die nicht umkehrbar sind. Wälder wurden zu Ackerland, Wiesen und Weiden umgestaltet. Am Fluss entstanden Siedlungen, die sich mit der Zeit in pulsierende Städte verändert haben. Die Wiederherstellung der natürlichen Zustände ist nicht möglich, und naturschützerisch wertvolle Gebiete sind zurzeit stark verstreut und sogar isoliert.

Hier kommt das Odertal zu Hilfe. Entlang den Hauptlauf der Oder sowie ihre Zuflüsse können sich ungehindert Pflanzen und Tiere verbreiten. Dazu hat die Oder über Kanäle Verbindungen zu anderen Flüssen: der Spree, der Havel und der Weichsel. Ein solches System von verbundenen Flüssen bildet einen für Europa wichtigen ökologischen Korridor, der heutzutage das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten ermöglicht.

Die wertvollsten Naturkomplexe stehen unter Schutz beispielsweise als Nationalparks, Landschaftsschutzparks, Naturschutzgebiete oder Natura 2000-Gebiete. Im Oderbereich gibt es sieben Nationalparks, deren Ziel es ist, großflächige Gebiete mit hohen Natur- und Landschaftswerten zu schützen, degradierte Lebensräume wiederherzustellen sowie Forschungs- und Bildungsarbeiten zu fördern.

Die neueste Naturschutzform sind Natura 2000-Gebiete. Diese Gebiete werden zum Schutz von natürlichen Lebensräumen sowie Pflanzen- und Tierarten, die europaweit als besonders wertvoll und gefährdet gesehen sind, eingerichtet. Diese Schutzform resultiert aus dem Recht und Vorgaben der Europäischen Union. Die Natura 2000-Gebiete entstehen in allen EU-Mitgliedstaaten und bilden gemeinsam das Europäische Ökologische Netz Natura 2000.

Wasserqualität

Das Wasser in der Oder verbessert sich ständig. Auf den ersten Blick ist es trübe, aber so ist seine Natur. Über eine gute Gewässerqualität informiert uns das Vorhandensein von charakteristischen Pflanzen- und Tierorganismen, sog. Bioindikatoren, im Wasser. In die Oder kehren Krebse zurück, die traditionsgemäß als Anzeichen für sauberes Wasser gelten. Schon heute können wir uns ohne Angst an Stellen baden, die speziell für diesen Zweck ausgewiesen worden sind, an denen uns keine Vergiftung droht. Die Wasserqualität wird laufend durch spezialisierte Umweltschutzdienste, die über eine moderne Labortechnik verfügen, untersucht und kontrolliert.

Der Zustand der Oder verschlechterte sich in den 70er Jahren, als der Wasserbedarf stark gestiegen ist und es keine Kontrolle über die Abwasserableitung in den Fluss gegeben hat. Die sich entwickelnde Industrie verunreinigte den Fluss mit Schwermetallen wie z.B. Nickel, Chrom oder Blei. Auf dem Fluss schwebte Schaum, der durch die im Abwasser enthaltenen Detergenzien erzeugt war. In Konsequenz verlor die Oder ihre Fähigkeit zur Selbstreinigung.

In den 90er Jahren wurden Rechtsvorschriften verschärft, und man begann damit, chemische Stoffe aus dem Fluss zu beseitigen. Viele neu ergriffene Maßnahmen waren auf den Umweltschutz ausgerichtet. Heute gehören Investitionen in die Kanalisation und Abwasserreinigung zum Alltag, und mit der Umweltbildung beginnt man schon im Kindergarten. Wir wissen sehr gut, dass die Wasserressourcen vernünftig genutzt werden sollen. Das Industrieabwasser wird zurzeit in Betrieben vorläufig behandelt, und für die Ableitung von nicht behandeltem Abwasser drohen hohe Strafen.

Unsere Bemühungen um die Gewässerqualität unterstützt die Wasserrahmenrichtlinie, deren Ziel die Erreichung eines „guten Gewässerzustands“ ist. Um dies zu erzielen, muss man sich in gleichem Maße um den Schutz sowohl der Flüsse, Seen, des Grundwassers als auch der Meere kümmern.

Hochwasser

Von Hochwasserproblemen waren schon immer Gebiete betroffen, die in Flusstälern liegen. Das Hochwasser ist ein natürliches Phänomen und lässt sich nicht völlig eliminieren. Man kann lediglich das Hochwasserrisiko einschränken und negative Hochwasserfolgen verringern.

Die Überflutungsgebiete sind reichlich mit Pflanzen bewachsen, in denen Vögel brüten und zahlreiche Insekten- und Amphibienarten leben. Für diese Ökosysteme sind Überflutungen nicht schädlich, sondern oft notwendig, damit sie ihre Funktionen erfüllen können.

Obwohl die Oder zu den wasserarmen Flüssen gehört, tritt sie relativ regelmäßig über die Ufer. Der Wasserstand der Oder ist von Wassermengen abhängig, mit denen sie durch ihre Bergzuflüsse gespeist wird. Erhöhte Wasserstände beobachtet man zweimal im Jahr: im Frühling und im Sommer. Im Frühling ist die Erhöhung der Wasserstände durch eine plötzliche Schneeschmelze verursacht, im Sommer hingegen durch intensive Regenfälle. Eine dicke Eisschicht im Winter macht einen reibungslosen Wasserabfluss nicht möglich, wodurch ein sog. Rückstauhochwasser entstehen kann.

Das gefährlichste Oder-Hochwasser wurde im Juli 1997 verzeichnet, es wurde „Jahrtausend-Hochwasser” genannt. Von diesem Ereignis sind damals dicht besiedelte und bewirtschaftete Gebiete betroffen worden, von großen Städten waren es Ratibor (Racibórz), Oppeln (Opole) und Breslau (Wrocław). Die Ursache für diese Naturkatastrophe war ein gleichzeitiges Vorkommen des Hochwasserscheitels auf der Oder und deren linksseitigen Zuflüssen.